Golf3GTD

Ende 2012 ergattterte ich bei ebay in Mönchengladbach den Golf III GTD für 600 € als Winterauto, um die E28 zu entlasten. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Golf fahren würde (wo ich doch in meiner Jugend ein regelrechter Golf-Ablehner war), aber dieser hier machte einen verlässlichen Eindruck. Der Vorbesitzer hatte den Golf zwar wegen der neuen Feinstaubverordnung schon länger abgemeldet, ihn aber wegen der Querelen, die ihm sein neues Auto bereiteten immer wieder mit Kurzzulassungen reaktiviert und der war immer klaglos gelaufen.


Der brummige Wirbelkammer-Turbodiesel klang wie ein Traktor, kam aber trotz der "nur 75PS" ganz gut vom Fleck und brauchte sensationell wenig Diesel. So kam mit der (trotz fehlender Automatik) hohen Fahrfreude schnell der Wunsch auf, es mir so bequem wie gewohnt zu machen. Dass Zubehör für den 3er Golf deutlich preiswerter war, als ich das vom E28 gewohnt war, machte es noch leichter.

  • Mit Hunden ist eine Lederausstattung einfach super praktisch und die hier sah zudem auch noch gut aus.
  • Die Mittelarmlehne aus dem Zubehör war ein Gimmick, das ich schon beim 524td haben wollte.
  • Die große Kofferraumwanne aus Hartkunststoff für den Golf war trotz umklappbarer Rückbank genauso nützlich, aber erheblich günstiger als das Teil von Lucky Luke.
  • Auch die Alufelgen für den Golf waren leichter zu beschaffen und günstiger.
  • Und wo wir schon mal dabei sind, können wir ja auch gleich die für mich schlechter zu erkennende grüne Golf-III-Instrumenten-Beleuchtung auf das gewohnte Orangerot umbauen...

Ja, Basteln am Golf war in vieler Hinsicht oft einfacher, als ich es vom E28 gewohnt war, den ich bis dahin für extrem wartungsfreundlich konstruiert hielt. Bei genauerer Betrachtung waren "einfachere" Lösungen (wie z.B. weniger Schrauben/andere Befestigung der Sitzschienen oder anderer Aggregate im Motorraum) oft offenbar nur Kosteneinsparungen geschuldet und gingen nicht selten mit verringerter Qualität/Haltbarkeit einher...


Die Qualitätsunterschiede zwischen E28 und Golf fallen erst auf, wenn man unter der Oberfläche wühlt:

  • Z.B. ist mir bei keinem E28 je im Winter bei Minustemperaturen das Fahrerfenster aus der Halterung gerutscht und runtergesaust und ließ sich ohne Demontage der Seitenverkleidung (auf der Autobahn im Berufsverkehr echt der Bringer!) nicht wieder hoch fahren.
  • Auch ist es mir beim BMW noch nie passiert, dass der Tacho beim Erreichen der 300.000km-Marke einfach auf "0" zurück springt.
  • Ebenso hat mich kein 5er morgens mit zum Teil herunter gelassenen Fenstern begrüßt, wie's die Komfort-EFH des 3er Golf auch bei Schnee und Regen gerne mal machten, wenn die Batterie zu leer war. ;-)

Im Innenraum waren beide Autos gefühlt durchaus vergleichbar. Belüftung & Heizung im E28 waren aber etwas komfortabler und auf Dauer auch verlässlicher. In keinem anderen Auto hat meine Frau so gefroren, wie im IIIer-Golf mit seinem defekten Wärmetauscher.
Ausfälle der Beleuchtungselemente kamen anscheinend bei beiden etwa gleich oft vor.

Im Fahrverhalten machten sich die unterschiedlichen Antriebskonzepte bemerkbar:

  • Der E28 neigte auf glattem Untergrund grundsätzlich zwar eher zum gutmütigen Untersteuern, konnte aber durch den Heckantrieb auf rutschigem Terrain auch schon mal sehr plötzlich mit dem Heck wegwischen...(was sich aber durch schnelles Gegenlenken im Regelfall gut beherrschen ließ).
  • Der Golf war dagegen als Fronttriebler konsequent auf Untersteuern ausgelegt und begeistert insgesamt mit sehr gutmütigen Fahrverhalten. Bei diesem Exemplar sorgte aber die Tieferlegung der Vorbesitzer für ein derart "unmittelbares" Fahrerlebnis, dass unerwünschte Bodenkontakte an der Tagesordnung waren (Fast jedes Mal beim Befahren der heimischen Einfahrt mehr oder weniger ruppig aufzusetzen, macht nicht wirklich froh. ). Also ließ ich wieder ein Normalfahrwerk einbauen.


Nachdem wieder ein normales Niveau eingekehrt war, kam unbeschwerte Fahrfreude und Genuss am Kraftstoffsparen auf. Denn der GTD verbrauchte im Schnitt weniger als 5 Liter Diesel je 100 Kilometer.
In seinen Abmessungen kompakt und trotz Aerodynamik gut überschaubar, bequem zu fahren und mit geteilter und umklappbarer Rückbank auch für viele Transportaufgaben gerüstet, ist der Golf ein nahezu perfektes Alltagsauto. Als solches hat sich der GTD bei uns auch bewährt und führe wohl noch hier rum, wenn nicht

  • Ende 2015 die Kupplung zum Tausch fällig geworden,
  • zeitgleich der IVer TDI uns sehr günstig als Nachfolger angeboten worden wäre und
  • ich nicht aus falsch verstandenem Sparsinn, die Kupplungsreparatur über eine Internetplattform an eine Firma in Dortmund vergeben hätte, deren Geschäftsmodell wohl darin bestand, aufwändige Reparaturen auf dieser Plattform zum Spottpreis anzubieten, dann aber während der Reparatur "ganz zufällig" noch schwerwiegende Mängel festzustellen, ohne deren Beseitigung die angebotene Reparatur nicht erfolgreich/dauerhaft/garantiefähig zu Ende gebracht werden könne. Wer dann sagt: "Nein, Danke. Bitte nur die gewünschte Reparatur vornehmen", bekommt ein schlampig repariertes Auto zurück, das nicht einwandfrei funktioniert. Wenn man dann reklamiert, wird der Nachbesserungsauftrag zwar angenommen, das Auto aber nicht herausgegeben, wenn die Nachbesserung nicht bezahlt wird...
    (Wer dann wie ich die weitere Zahlung verweigert und mit IHK und Anwalt droht, bekommt dann zwar sein Auto zurück, sollte sich dann aber nicht wundern, wenn nach einigen Tagen plötzlich ein kapitaler Motorschaden auftritt, weil z.B. ein "zufällig" angeschnittener Zahnriemen reisst... :-o),

So entschied ich mich dann dazu, den IIIer mitsamt dem eigens zu seiner Versorgung beschafften Schlachter in gleicher Farbe Mitte 2016 an einen Exporteur abzugeben.

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2012-2016 VW Golf III GTDCatherine

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