Grundsätzliches

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Als 2008 das Preisniveau für Benzin und Diesel Höchststände erreichte, interessierte man sich wieder mehr für alternative Kraftstoffe. Neben noch in der Erprobung befindlichen Wasserstoff-, Elektro- und Elektro-Teil/Voll-Hybrid-Fahrzeugen rückten auch die Gas-Kraftstoffe LPG und CNG wieder ins allgemeine Bewußtsein.


Autogas, Flüssiggas, LPG (Liquified Petrol Gas) oder GPL (Gaz de Pétrole Liquéfié) ist ein Propan-Butan- (manchmal auch -Methan-)Gemisch das bei 10 bar flüssig wird, so leicht zu transportieren und handhaben ist und wie in vielen Ländern auch in Deutschland seit Jahrzehnten als günstiger Kraftstoff in Autos eingesetzt wird.

Dagegen wird Erdgas oder CNG (Compressed Natural Gas), das in Italien und einigen südamerikanischen Ländern ebenfalls seit Jahrzenten in Kfz genutzt wird, bei uns erst sein einigen Jahren als Autokraftstoff populär.
Der Grund dürfte m.E. darin zu suchen sein, daß die Energieversorger mit ihrem flächendeckenden Erdgasversorgungsnetz noch nicht sehr lange das Marktpotential mobiler Kraftstoffe und Energien als interessant einstufen. Doch inzwischen scheinen sie die Berichterstattung der Medien durch großzügig bereitgestelltes Infomaterial dahingehend zu "lenken", daß Erdgas der vorzuziehende Energieträger sei.
Ja, der Endkunde erhalte für Erdgas-Umrüstungen bei einigen Energieversorgern sogar Umrüstprämien.


Die technischen Hintergründe beider Gas-Sorten und die verschiedenen Anlagentypen sind in der Wikipedia so hervorragend beschrieben, daß ich technisch Interessierte an dieser Stelle auf die entsprechenden Links am Ende verweise.

Vergleich von Autogas/LPG zu Erdgas/CNG


Ich werde Erdgas hier weder schlechtreden, noch jemandem den Umbau auf Erdgas madig machen. Mir ist es aber wichtig, auf ein paar Aspekte hinzuweisen, die mir in der allgemeinen Berichterstattung oft etwas zu kurz geraten.

Reichweite / Kraftstoffkosten

Pro Autogas/LPGPro Erdgas/CNG
Da LPG bereits bei 10bar Druck flüssig und transportabel wird, braucht man bei CNG dafür 200bar Druck. CNG-Tanks müssen also das rund 20-fache an Druck aushalten und besitzen entsprechend dickere Wandstärken.
⇒ LPG-Tanks sind deutlich leichter!
Durch die dickeren Wände der CNG-Tanks haben diese bei gleichem Aussenvolumen weniger Fassungsvermögen als LPG-Tanks.
Die faktische Reichweite einer Tankfüllung liegt bei LPG oft bei 700-800 km, während das gleiche Fahrzeug auf CNG bei gleicher Tankabmessungen nur auf etwa 300-350 km kommt.
⇒ Mit einer LPG-Tankfüllung kann man quasi doppelt so weit fahren wie mit einer CNG-Tankfüllung!
⇒ Erdgas ist bezogen auf Energiegehalt und Verbrauch in Deutschland billiger als Flüssiggas!
Für 20 € kann man daher mit CNG natürlich mehr km fahren als mit LPG.
Bei Vergleichen werden gern solche 20€-Tabellen gedruckt, in denen Erdgas mehr Kilometer erreicht, als LPG und dahinter abgeschlagen Diesel und Benzin das Schlusslicht bilden.
Aaaber...
die nur im Text formulierte Aussage, daß CNG-Autos pro Tankfüllung eine (viel) geringere Reichweite haben, ist für den flüchtigen Leser weniger einprägsam, wenn sie denn überhaupt gedruckt wird und nicht schon vor dem Setzen der Verwirrung des Redakteurs ob des scheinbaren Widerspruchs oder aus Platzmangel rausgenommen wurde.

Umbaukosten - Tankstellennetz

Pro Autogas/LPGPro Erdgas/CNG
⇒ Kosten für eine nachträgliche Umrüstung auf LPG sind etwa halb so hoch, wie bei einer CNG-Umrüstung.

⇒ Tankstellennetz für LPG ist Deutschland- und Europaweit wesentlich dichter.
⇒ Erdgasumrüstungen werden gefördert.
Oft wird den Kunden dabei auch eine "eigene" Gastankstelle schmackhaft gemacht, an der man das Auto bequem zu Hause auftanken kann.
Aaaber...
Tanken zu Hause klingt verlockend, doch letztlich will der Versorger am "festen" Kunden verdienen, der regelmäßig Gas abnimmt und obendrein noch fleißig Strom für die Kompressorpumpe verbraucht, um das im Leitungsnetz befindliche Gas tankgerecht zu verdichten.

Verfügbarkeit bei Neu- und Gebrauchtwagen

Pro Autogas/LPGPro Erdgas/CNG
Werksfahrzeuge mit LPG gibt's fast gar nicht. Neben Chevrolet bieten aber auch asiatische Hersteller
⇒ Neuwagen mit LPG-Umrüstungen an, bei denen die Werksgarantie erhalten bleibt.
Da Autogas schon seit Jahren am Markt ist,
⇒ gibt es etliche umgerüstete Gebrauchtwagen
⇒ lassen sich viele Gebrauchte problemlos auf LPG umrüsten
⇒ Einige Hersteller bieten Erdgas ab Werk an.
Für Neuwagenkäufer sind CNG-Fahrzeuge daher oft attraktiver.

Know How und allgemeine Tipps zu Autogas

Alle Autogas-Umbauten haben i.d.R. folgende Eigenarten / Besonderheiten:
  • Man kann im laufenden Betrieb zwischen Benzin und Gas hin und herschalten
  • Die Leistung im Gasbetrieb ist bedingt durch die geringere Energiedichte etwa 10% geringer.
  • Der Verbrauch in l/100km steigt um 15-30%.
    (beim Eta habe ich im Schnitt 9,9 l Normalbenzin auf 100km verbraucht. Flüssiggas braucht er rund 12,5 l/100km)
    Um Gas mit Benzin zu vergleichen, kann man also
    • einfach den Gaspreis mal 1,3 nehmen oder
    • ein Viertel oder Drittel dazu addieren
    Bei 0,66€ je Liter LPG ergibt sich so ein Vergleichs-Preis je Liter Benzin von etwa 0,83 - 0,88 €
  • An Tanktyp(en) findet man neben den "klassischen Bombentanks", die sowohl im Kofferraum als auch bei manchen Fahrzeugen sogar unter dem Fahrzeug montiert werden können, inzwischen eine Vielzahl verschiedener Formen, die sich zum Einbau in Radmulden oder an anderer Stelle anbieten.
    In Renates altem Omega 2.0i Caravan hatten wir einen 48l-Tank in der Reserveradmulde liegen der rund 270,- € teurer war als ein regulärer Bomben"-Tank gleicher Abmessung.
  • Bei geregelten Anlagen bleibt eine Einstufung als "Schadstoffarm" i.d.R. erhalten, während beim Einbau einer ungeregelten Anlage das Fahrzeug Kfz-steuerlich wie "ohne Kat" behandelt wird.
  • Moderne Anlagen besitzen eine Benzinstartautomatik. Man startet immer auf Benzin (was den Winterbetrieb erleichtert) und die Anlage schaltet automatisch auf Gas um.
    Diese automatische Umschaltung funktioniert je nach Anlagenhersteller recht unterschiedlich:
    • Bei der im alten Omega installierten Vialle-Anlage geschah die Umschaltung unmerklich direkt nachdem der Motor durchlief und war nur am Wechsel der Diodenfarbe des Umschalters zu erkennen. Wer nicht wußte, daß er ein Gasfahrzeug fuhr, merkte es auch nicht. Auch die Umschaltung im laufenden Betrieb erfolgt selbst unter Teillast ruckfrei.
    • Die im neueren Omega verbaute Tartarini Etagas-Anlage war (obwohl moderner in der Technik) sowohl im Laufverhalten als auch im Komfort dagegen deutlich schlechter. Der Wagen ging gelegentlich beim Umschalten auf Gas unmotiviert aus,lief dann aber nach einem Neustart ganz normal. Hin und wieder gab es ein deutliches Leistungsloch bei 3000 U/min, wo der Omega fast nicht mehr "aus den Puschen" kam. Startete man den Motor dann einmal neu, war der Spuk verschwunden... (Trotz mehrfacher Werkstattaufenthalte konnte die Ursache dieser geisterhaften Störungen nicht geklärt werden :-C)
    • Bei der im BMW verbauten Tartarini-Anlage kann man einstellen, ob die Umschaltung bei einer Drehzahlerhöhung oder einer Drehzahlsenkung erfolgen soll. Durch die Starteigenarten der Motronic, die direkt beim Start die Drehzahl kurzfristig bis auf etwa 1600 U/min anhebt, mußten wir aber, damit der Wagen nicht gleich wieder ausgeht, eine Schwellendrehzahl ab 1700 U/min wählen.
      Das führte bei mir häufig dazu, daß ich bei meinen Eltern, die in einer Tempo-30-Zone wohnen, schon 1,5 km gefahren war, bevor ich beim Aufbiegen auf die Hauptstraße diese Drehzahl zum ersten Mal überschritt. Wenn ich dann vergessen hatte, daß noch nicht umgeschaltet wurde, und zügig auf die Hauptstrasse aufbiegen wollte, ruckte der Wagen leider recht ordentlich ;-(
      Daraufhin stellten wir die Anlage so ein, daß die Umschaltung erst erfolgte, wenn nach Überschreitung der Schwellendrehzahl das Gas wieder weggenommen wird.
      Das funktioniert seitdem ganz ausgezeichnet.

Hier mal ein Paar Bilder von meinem 525eA mit LPG-Umbau


Einbaulage des LPG-Tanks im Kofferraum...Hier wird das Gas getankt ... (Niederländischer Bajonettverschluß)
Das unter 10 bar Druck stehende Gas wird im Verdampfer ...
wieder auf
...Normaldruck und damit in Gasform gebracht(im Bild links in der Mitte)
...im Mischer wird das Gas nun dem beruhigten Ansaugluftstrom beigemischt.
Der Knallschutz (hellrot) hinter dem Luftmengenmesser begrenzt Backfire- Schäden...
Mittelkonsole mit dem Kraftstoffumschalter mit LPG-Tankanzeige

Vorteile:

  • LPG / Flüssiggas ist (i.d.R.) deutlich preiswerter als Benzin (insbesondere auch im Ausland !)
  • LPG / Flüssiggas besitzt sogar eine höhere Klopffestigkeit als Ultimate- oder V-Power-Benzin
    Moderne Motoren mit dynamischer Kraftstoffqualitätserkennung entwickeln damit teilweise sogar mehr Leistung.
  • es verbrennt wahrnehmbar weicher als Benzin
    (Maschine, Lager und Getriebe werden geschont)
  • Motor läuft sauberer
  • Gas verbrennt besonders schadstoffarm und nahezu rückstandsfrei
    Dadurch entstehen keine Ablagerungen in den Brennräumen und im Auslasstrakt.
  • Ölwechselintervalle lassen sich deutlich verlängern (Öl ist auch nach 25.000km immer noch goldgelb !)
  • durch zusätzlichen Tank deutlich erhöhte Reichweite (beim eta 800-850km auf Gas + rd 650 km auf Benzin = 1450-1500km)

Nachteile:

  • ca 10% weniger Leistung
    dies ist aufgrund der geringeren Energiedichte von LPG durchaus normal, kann aber bei moderneren Motoren, mit Klopfsensoren durch die höhere Oktanzahl von Gas teilweise oder ganz kompensiert werden. Bei I-Com Anlagen soll es sogar durch den Ladeluft-Kühleffekt zu Leistungssteigerungen kommen, wenn das noch flüssig eingespritzte Gas sich im Brennraum "dekomprimiert" und dazu der Umgebung Wärme entzieht.
  • höheres Gewicht
    Je nach Tankgröße erhöhen Anlage und Tank das Fahrzeuggewicht und vermindern damit die Zuladung. (bei einem vollem 100 l Tank um ca 150 kg )
  • weniger Stauraum (wg. des Gastanks)
  • häfigere Kontrolle der Ventileinstellung
  • kürzere Wechselintervalle für Zündkerzen
    (Ich wechsele i.d.R. alle 10.000 km)
  • da Gas deutlich anspruchsvoller in der Zündung ist, kann es bei Problemen helfen, ggfs. vorhandene Kohlezündkabel gegen Kupferkabel zu tauschen. In jedem Fall sollten schon etwas angegriffene Zündverteiler erneuert werden.

Was bringt's:


Schaut man nur auf den Verbrauch in Litern, scheint Gas nicht guenstiger sein zu können.
Der Diesel scheint hier die Nase vorn zu haben, zumal auch der Literpreis niedriger als Benzin ist...
Kostenverteilung
Doch wenn man die Kraftstoffkosten vergleicht, wird das Sparpotential schnell klar
Kostenverteilung

Im BMW 525 eta Automatik (E28) hatte sich die Anlage (Einbau bei 207.000 km) bereits nach 45.000 km amortisiert. (Bei aktuell 490.000 km).


In bisher 282.000 km hat die für 2.009 € gekaufte Anlage über 15.200 € Benzinkosten eingespart,
was bei den über 3.390 Tagen einer rechnerischen Rendite von 24,4% entspricht.


Beim ersten Opel Omega 2.0i Caravan (umgebaut bei km 228.000 - abgebrannt bei km 396.000) gab's nichts nachteiliges zu berichten. Der Wagen hatte bis zu seinem "heissen" Ende über 396.000km runter und lief ohne spürbaren Leistungsverlust immer noch wie am ersten Tag.


In 168.200 km hat die für 2.224 € gekaufte Gasanlage 8.134 € Benzinkosten eingespart,
was bei den 1.463 Tagen einer rechnerischen Rendite von 38,2% entspricht.


Der zweite Opel Omega A Caravan 2.0i Diamant (umgebaut bei km 140.000) hatte eine Tartarini-Etagas-Einspritzanlage erhalten, die sich allerdings mit dem Umschalten auf LPG so lange Zeit ließ, bis eine bestimmte Betriebstemperatur erreicht ist. Dadurch und durch die gelegentlichen "Mätzchen" der Gasanlage, bei denen man schon mal lieber ein paar km auf Benzin fährt, als sich mit einem "zickenden" Wagen rumzuärgern, kam der neue, der durch diverse Extras, die der alte nicht hatte, allerdings auch deutlich schwerer war, in der Oekonomie nicht so dolle weg...

In 97.079 km hat die für 2.250 € gekaufte Gasanlage 4.750€ Benzinkosten eingespart,
was bei den 1.335 Tagen einer rechnerischen Rendite von 22,7% entspricht.



Würde man statt einer LPG-/Flüssiggas-Umrüstung den Betrag der Umrüstkosten anlegen, hätte dieser über die gesamte Zeit mit diesem Zinssatz verzinst werden müssen, um am Ende denselben Betrag zu haben, den die Gasanlage an Kraftstoffkosten eingespart hat.

Da Kreditzinsen (i.d.R.) weit unterhalb dieser Zinssätze liegen, lohnt sich sogar die Aufnahme eines Kredites, wenn man das Geld für die Umrüstung nicht "flüssig" hat. Legt man ersparte Spritkosten konsequent für die Kreditraten zur Seite, bezahlt sich die Anlage sozusagen von selbst.

Spart man nach Tilgung des Kredites, oder wenn man das Geld "übrig" hatte, die ersparten Spritkosten auf einem Sparkassenbuch an, erhält man mit der Zeit ein ordentliches Polster, um größere Reparaturen abzudecken oder später ein neues Auto zu kaufen...

Generelle Infos, Einbauwerkstätten und Tankstellen gibt's unter

Wikipedia zum Thema Autogas
Wikipedia zum Thema Erdgasfahrzeug
Autogas-Forum
Deutscher Verband für Flüssiggas

Autogas / Flüssiggas / LPG

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